Die Vasektomie (Sterilisation des Mannes) gehört zu den sichersten Methoden der Empfängnisverhütung. Ihr Pearl-Index liegt bei 0,1, das heißt, dass von 1.000 Paaren, die keine weiteren Verhütungsmethoden anwenden, nur eine Frau schwanger wird. Heute gilt die meist ambulant durchgeführte Vasektomie als Routineeingriff, bei dem nur selten Komplikationen auftreten. Dennoch halten sich hartnäckig Gerüchte über mögliche unerwünschte Folgen wie zum Beispiel Erektionsstörungen (Impotenz).
Bei einer Sterilisation des Mannes wird der Weg des Samens vom Hoden nach außen unterbrochen. Dies geschieht, indem der Arzt (Urologe) in jeden Hodensack einen kleinen Schnitt macht und dann den rechten und linken Samenleiter durchtrennt. Oft entnimmt er von beiden Samenleitern ein kleines Stückchen, bevor er die Enden operativ verschließt.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Vasektomie Erektionsprobleme auslösen oder fördern kann. Damit es zu einer Erektion und Ejakulation kommen kann, sind die Stimulation von Nerven, ein Anstieg des Blutflusses im Penis, Muskelkontraktionen und mentale Erregung erforderlich. All dies geschieht unabhängig davon, ob die Samenleiter durchtrennt oder verbunden sind.
Entgegen weit verbreiteten Gerüchten hat der Eingriff also keinerlei negative körperliche Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit oder die Ejakulation. Dennoch kann es in Folge einer Vasektomie zu Erektionsstörungen kommen, die jedoch in der Regel psychische Ursachen haben.
Die häufigsten Ursachen für Impotenz als Folge einer Vasektomie sind psychischer Art. So kann es beispielsweise sein, dass der Mann sich nach dem Eingriff nicht mehr als vollwertiger Mann wahrnimmt und eine sogenannte Sterilisationsneurose entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein vermindertes Selbstwertgefühl, das häufig mit Versagensängsten gepaart ist, manchmal mit einer Depression in Zusammenhang steht und zu Erektionsproblemen führen kann. Darüber hinaus ist es möglich, dass die Vasektomie schon vorher ein sehr belastendes Thema für den Betroffenen ist und - wie alle anderen negativ wahrgenommenen Themen und Probleme - die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Studien zufolge treten solche Folgen der Vasektomie eher bei Männern auf, die sich nicht aus voller persönlicher Überzeugung für die Vasektomie entschieden haben, sondern die Entscheidung zum Beispiel der Partnerin zuliebe getroffen haben.
Die Behandlung einer Impotenz nach einer Vasektomie hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Je nachdem, ob es sich hier um eine schon vor dem Eingriff vorhandene Problematik handelt oder die Erektionsstörung erst nach der Vasektomie aufgetreten ist, werden möglicherweise andere Untersuchungen vorgenommen. Ihre Ergebnisse geben Aufschluss über die Ursachen der Impotenz und somit auch Anhaltspunkte für die optimale Behandlung.
Wenn nach einer Vasektomie Erektionsprobleme auftreten, haben diese meist psychische Ursachen und sollten zum Beispiel im Rahmen einer professionellen Beratung, Sexual- oder Psychotherapie thematisiert werden. Viele Patienten profitieren zudem von alternativen Behandlungs- und Entspannungsmethoden und/oder mechanischer Hilfsmittel, die eine Erektion fördern. vielen einigen Fällen erzielen bestimmte Arzneimittel wie Viagra, Cialis oder Levitra gute Erfolge bei Patienten mit Erektionsstörungen.
Die Durchtrennung der Samenleiter hat keinen Einfluss auf die Produktion männlicher Samenzellen. Diese findet weiterhin in den Hoden statt, nur können die Samenzellen nun nicht mehr den Körper verlassen und werden deshalb im Nebenhoden abgebaut. Umgangssprachlich wird dieser Zustand fälschlicherweise als "Samenstau" bezeichnet, der jedoch medizinisch gar nicht möglich ist.
Der Hormonhaushalt, einschließlich des Sexualhormons Testosteron, bleibt von dem Eingriff unbeeinflusst, sodass das Lustempfinden unverändert bleibt. Einige Männer berichten sogar, dass sie nach der Vasektomie ein erfüllteres Liebesleben hatten, da sie sich nicht mehr vor einer ungewollten Schwangerschaft fürchten.
Selbstverständlich kommt es nach einer Vasektomie bei ausreichend sexueller Erregung zu einer Erektion und einer Ejakulation - vorausgesetzt Erektions- und Ejakulationsfähigkeit waren auch vor dem Eingriff nicht beeinträchtigt. Männer, die schon vor der Vasektomie unter Erektions- oder Ejakulationsstörungen gelitten haben, werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit danach ebenfalls noch tun.
Die bei einem Samenerguss austretende Flüssigkeit enthält zwar keine Spermien, unterscheidet sich ansonsten jedoch nicht von dem Ejakulat vor einer Vasektomie. Rein optisch, geschmacklich und in ihrer Konsistenz sind beide Flüssigkeiten nicht voneinander zu unterscheiden. Auch die Menge des Ejakulats ist nach der Sterilisation des Mannes nur sehr geringfügig kleiner als vorher. Laut Experten liegt die Differenz hier bei gerade einmal 5 %.
Die Annahme, dass eine Vasektomie mit der Entwicklung von Hoden- und Prostatakrebs oder anderen Erkrankungen wie Arteriosklerose in Verbindung steht, ist nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht mehr haltbar. Ein solcher Zusammenhang konnte in wissenschaftlichen Studien nicht belegt werden.
Obwohl die Vasektomie eine sehr sichere Verhütungsmethode darstellt, hat sie keinen Einfluss auf die Ansteckung sexuell übertragbarer Krankheiten. Bei Sex außerhalb fester Partnerschaften ist daher auch nach einer Vasektomie die Anwendung anderer Safer-Sex-Methoden (z. B. Kondome) dringend angeraten.
Wie jeder operative Eingriff ist auch die Vasektomie mit gewissen Risiken verbunden. So kann es hier während der Operation (trotz lokaler Betäubung) zu Gefäßverletzungen und leichten Schmerzen kommen, die bis zu 2 bis 3 Tage anhalten können.
Der Eingriff kann zudem Nachblutungen, (bakterielle) Infektionen oder Wundheilungsstörungen sowie Nebenhodenentzündungen oder Abszessbildungen nach sich ziehen. In seltenen Fällen kann es aufgrund mehrfach vorhandener Samenleiter oder eines erneuten Zusammenwachsens der Samenleiter zu einer unerwünschten Zeugungsfähigkeit kommen.
Die Angaben zur Häufigkeit dieser Komplikationen bzw. unerwünschten Folgen einer Vasektomie schwanken erheblich. Insgesamt treten sie jedoch vergleichsweise selten auf. Viele Patienten sind nach einer Vasektomie völlig beschwerdefrei.
Medizinisch geprüft durch Dr. Caroline Fontana
Verfasst von unserem Redaktionsteam Zuletzt geprüft am 31 März 2024