Es könnte alles so schön sein - ein strahlend blauer Himmel, weiße Schaumkronen, die um das Schiff auf den Wellen tanzen und die Vorfreude auf einen entspannten Insel-Urlaub mit der ganzen Familie. Doch statt die Urlaubsstimmung zu genießen, fühlen sich manche Reisenden schon nach wenigen Minuten auf einem schaukelnden Schiff hundeelend.
Auf einen leichten Schwindel und ein flaues Gefühl im Magen folgen Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüche und Erbrechen, im schlimmsten Fall sogar ein Kreislaufzusammenbruch. Die Seekrankheit gehört zu den Kinetosen; so heißen die Reisekrankheiten, die als Reaktion auf Bewegungen in Verkehrsmitteln wie Schiff, Bahn, Bus, Auto oder Flugzeug auftreten.
Dabei empfängt das Gehirn widersprüchliche Informationen: Das Auge signalisiert, dass wir an der Reling entlang vorwärts schlendern, oder die Treppe hinab unter Deck gehen. Eine kleine, ganz alltägliche Bewegung also. Unser Gleichgewichtsorgan hingegen meldet möglicherweise, dass unser Körper sich aufgrund des Wellengangs heftig auf und ab bewegt und dabei noch kurz nach rechts oder links geschleudert wird.
Die Diskrepanz dieser Wahrnehmungen überfordert schlicht und einfach das Gehirn. Auf die sich ständig widersprechenden Eindrücke reagiert es, indem Stresshormone ausgeschüttet werden, die wiederum die typischen Symptome der Seekrankheit auslösen.
Prinzipiell gelten diese Mechanismen für alle Menschen (und im Übrigen auch für mitreisende Tiere); die Neigung zur Seekrankheit ist Veranlagungssache. Allerdings sind Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren in der Regel die ersten Passagiere, denen an Bord übel wird. Babys und Säuglinge dagegen haben in der Regel keinerlei Probleme, da ihr Gleichgewichtssinn noch nicht so ausgeprägt ist.
Wer ganz sicher gehen will, die Schiffsreise genießen zu können, bekommt Hilfe in der Apotheke. Ohne ärztliche Verschreibung kann man dort Medikamente - in der Regel Tabletten oder Kaugummis - kaufen, die Antihistaminika enthalten und die Symptome der Seekrankheit lindern. Eine Einnahme eine Stunde vor Reiseantritt ist in der Regel ausreichend.
Es gibt eine Reihe von verschreibungspflichtigen Präparaten, die die Seekrankeit verhindern oder zumindest deutlich erträglicher machen können. Wer schon vor der Reise weiß, dass er Probleme bekommen wird, sollte daher in jedem Fall vorsorgen, denn für den Kreislauf und die Psyche ist zumindest die schwere Reisekrankheit sehr belastend. Die Medikamente gibt es als Tabletten, Pflaster, Dragees, Kapseln und als Kaugummi. Als hilfreich gegen Übelkeit haben sich Medikamente mit den Wirkstoffen Diphenhydramin, Dimenhydrinat, Promethazin Teoclat, Hyoscin Hydrobromid herausgestellt.
Allerdings machen die Mittel manche Menschen müde. Darüber hinaus empfiehlt es sich, bereits am Vortag der Reise auf Alkohol und Nikotin zu verzichten und rechtzeitig ins Bett zu gehen. Und auch wenn man dem Erbrechen vorbeugen will, ist ein leerer Magen keine gute Reisegrundlage. Zu empfehlen sind vielmehr kleine, leichte Speisen, die wenig Histamine enthalten - auf keinen Fall also Salami.
Wenn es dann an Bord trotzdem flau im Magen wird, sollte man sich auf keinen Fall in die Kabine zurückziehen. Unter Deck, umgeben von festen Wänden, kann das Gehirn die Schaukelbewegungen besonders schlecht verarbeiten. Hilfreich sind hingegen Bewegung und frische Luft, ein Spaziergang an Deck also, am besten mit dem Blick auf den Horizont. Auch ein Nickerchen in einem Liegestuhl an Deck kann helfen. Denn im Schlaf produziert der Körper weniger Histamin, und die Symptome verschwinden von ganz allein.
Medizinisch geprüft durch Dr. Caroline Fontana
Verfasst von unserem Redaktionsteam Zuletzt geprüft am 25 November 2024